Erst Denken dann Handeln – eine alte Weisheit auf dem Prüfstand

Als Kind habe ich in meiner Grundschule eine kleine Ausstellung über optische Illusionen gesehen. Das hat mir viel Spaß gemacht: Meistens ahnt man als Betrachter bereits, dass etwas an dem, was man gerade wahrnimmt nicht in Ordnung sein kann. Und trotzdem wird man getäuscht.

Es gibt einige Theorien, die erklären wollen, wie optische Illusionen funktionieren. Wir sehen Dinge immer im Verhältnis zu anderen Dingen darum herum, so lassen sich z. B. die Kreise von Ebbinghaus verstehen.

Wenn man nun so durch die Illusionen streift kann man beginnen sich zu wundern, dass wir Menschen noch nicht ausgestorben (und in mancher Augen sogar evolutionär erfolgreich) sind. So einfach, wie sich unser Gehirn durch einfache geometrische Formen verwirren lässt ist es doch schon merkwürdig, zu was für Leistungen wir fähig sind.

Auch dazu hat die Wissenschaft eine Erklärung: Es gibt zwei verschiedene Systeme, über die die eingehende Information verarbeitet wird. Das eine System macht aus einem optischen Eindruck eine Wahrnehmung, das andere System fabriziert aus dem Eindruck eine Handlung.

Nun ist es so – und das ist ganz erstaunlich – dass Menschen, wenn sie handeln müssen und also das zweite System benutzen, nicht von den Illusionen beeinflusst sind. Man kann also sagen, wenn es darauf ankommt, dann sind wir gar nicht mehr so verwirrt. Müssen wir handeln, sehen wir die Dinge so, wie sie sind. Denken wir nur darüber nach, erliegen wir den Illusionen.

Das ist schon eindrucksvoll. Denn meist bilden wir uns ja genau auf unsere Gedanken besonders viel ein. Wir fühlen uns überlegen weil wir so besonders kluge Gedanken haben, nicht weil wir besonders handeln würden. Zumindest im Bereich der optischen Wahrnehmung ist das aber nicht so. Man mag sich gar nicht ausdenken, wo wir uns noch geirrt haben.

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