Sag ja nicht was du denkst!

Oder: Philipp Plein, Coco Rocha und die wackeligen Schuhe.


Als Modell ist es dein Job, gut zu laufen. Darin waren sich alle einig.

Und dann sind seltsame Sachen passiert:

Philipp Plein, Designer: Sie konnte nicht auf den hohen Schuhen laufen, also hat sie dann Flache bekommen. Das ist schon eine Niederlage weil auch das Outfit für hohe Schuhe designt war.

Tamara, Modell: Ich hatte Probleme mit den Schuhen. Ich weiß eigentlich, dass ich das kann, aber je öfter ich gelaufen bin, desto eher bin ich auch umgeknickt und er hat nicht alle Durchläufe gesehen, in denen es gut lief.

Coco Rocha, Modell: Mit dem was du da sagst, klingt es als ob wir Modells dämlich wären. Wenn sich ein Modell über Schuhe beklagt denken alle, wir wären dämlich. Das ist unser Job, mit egal welchen Schuhen zu laufen.

Das ist in etwa, wie hin- und her diskutiert wurde. Schauen wir uns doch mal ganz genau an, worum es hier geht. Beginnen wir mir mit dem knackig-kurzen Dogma

(1) Sprich nicht über das, was schwierig ist.

Alle waren sich einig, dass Modells gut auf hohen Schuhen laufen können müssen. Dieser Aspekt ist also ganz zentral für das Modelldasein. So schrecklich einfach kann es also nicht sein, sondern eine gewisse Leistung. Dann macht es doch Sinn, auch über die damit verbundenen Schwierigkeiten zu sprechen.

Genau das scheint aber verboten, denn

(2) mit der Gage für die Laufsteg-Leistung wird auch die Meinung über das Produkt gekauft.

Es gilt als massiv unprofessionell, etwas negatives über Personen, Leistungen oder Produkte zu sagen. Aber nur, wenn man das Modell ist. Der Designer darf das offensichtlich, er schickt ja immerhin ein Mecker-Video an Heidi Klum. Dem Modell ist aber jedwege Kritik am Produkt des Designers (Schwierigkeiten mit den Schuhen) strikt untersagt. Das würde ja ein schlechtes Licht auf Designer und Ware werfen. Diese Meinung scheint also mitgekauft in der Vergütung für die Präsentation, die alles in bestes Licht rücken soll.

Das ist schon interessant, schließlich ist es Aufgabe und Leistung des Designers Schuhe zu entwerfen. Und zu einem guten Design gehört auch, dass sich das Produkt für seine Funktion einsetzen lässt. Das soll heißen: was taugen denn Schuhe, auf denen man keine 20 m gehen kann? Und niemand kann besser auf hohen Hacken laufen als Modells. Wenn diese also Schwierigkeiten haben ist das an sich schon eine Kritik am Designer: Er hat seinen Job nicht gut gemacht.

Genau das ist aber nicht zulässig. Oft interessiert es gar nicht, ob Schuhe laufbar sind oder nicht. Es geht allein um einen Eindruck, der erweckt werden muss. Nur dafür existiert das Modell, es muss eine Fantasie als etwas reales verkaufen. Tut sie das nicht, bricht sie ein Tabu.

Alles, was es hier zu lernen gibt ist, dass Philipp Plein kein guter Designer ist und Coco Rocha ein bisschen dämlich.

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